Meine Gedanken kreisen um den Genesungsweg

In meinem letzten Newsletter „KostProbe“ ging es um die Sammlung der Gedankensalate, die ich im Sommer geschrieben habe, und aus denen ein kostenloses E-Book geworden ist. Als ich mit dem Schreiben begann, hatte ich schon länger nichts mehr im Blog und in den Sozialen Medien veröffentlicht. In diesem Zeitraum hatte ich einfach nichts zu sagen und ich hatte Vieles satt. Ich fühlte mich uninspiriert.

Das E-Book besteht aus 18 Gedankensalaten auf 50 Seiten. Und das Wichtige, was für mich als Erkenntnis dabei herausgekommen ist, ist noch nicht mal etwas bahnbrechend Neues gewesen. Ich kann es sogar in nur einem Satz zusammen fassen:

Durch zu wenig Urlaub und zu viele Telefon-Mentorings habe ich meine Kreativität ausgehungert und darunter gelitten, dass ich keine Energie mehr zum Kreieren hatte.

Das für mich Faszinierende daran ist, dass ich das im Grunde schon zu Beginn des Schreibprozesses wusste ohne es bewusst zu wissen. Eigentlich formulierte ich es schon im ersten Gedankensalat. Doch weil ich es nicht bewusst gewusst habe, stellte ich ALLES in Frage. Und genau deshalb war der „Umweg“ über die anderen 17 Gedankensalate nötig.

Der Genesungsweg: Ein Kreis bestehend aus vielen Kreisen

Jetzt könnte man sagen, ich bin irgendwie im Kreis gelaufen. Doch das Laufen dieses Kreises war nötig, um meinen Genesungsweg weiter gehen zu können. Denn auch wenn ich schon sehr lange keine (Ess)Probleme mehr habe, befinde ich mich noch immer auf diesem Weg. Denn den Genesungsweg zu gehen heißt für mich, immer mehr ich selbst zu werden. Und das hat als Konsequenz, dass es mir immer besser geht. Denn es gelingt mir immer leichter und schneller, zu mir selbst zurück zu kehren.

Und während ich diesen Gedankensalat-Kreis gegangen bin, habe ich ja schon – auf Grund meiner Erfahrung – bewusst anders gehandelt. Denn ich habe mir eine offizielle Social-Media-Pause verordnet. Und ich habe mir erlaubt in den Gedankensalaten über alles zu schreiben, was mir in den Sinn kommt. Meine einzige Regel dabei lautete: Es gibt keine Regeln. Außerdem habe ich mir die Zeit und den Raum gegeben kreativ zu sein und SHESHIRTS ins Leben zu rufen.

Sehen und Verstehen

Vor ungefähr drei Jahren habe ich meinen Magic Room (Arbeitszimmer) intensiv entrümpelt. Dabei sind mir  meine alten Tagebücher aus essgestörten Zeiten in die Hände gefallen. Als ich mich hingesetzt und sie alle überflogen habe, ist mir eins ganz klar geworden: Ich könnte sämtliche Bücher mit unendlich vielen Einträgen in nur wenigen Sätzen zusammen fassen. Ich habe immer und immer wieder dasselbe durchgekaut.

Es ist HEUTE für mich so deutlich herauszulesen, wie ich mein Drama unbewusst immer wieder gefüttert habe. Einerseits konnte ich die Dinge – manchmal erschreckend klar – benennen und doch konnte ich sie noch nicht ohne die „Nicht-gut-genug-Brille“ sehen und daher auch nicht gesünder handeln. Ich brauchte all die vielen Einträge in diversen Büchern um zu begreifen, dass ich mein Drama so lange anfüttere, so lange ich die Lösung im Außen suchte – mich auf meinen Körper und die Anerkennung von anderen fokussierte – und meine Bedürfnisse an letzter Stelle meiner Prioritätenliste standen.

Möglicherweise klingt das nicht sonderlich motivierend. Doch ich glaube, dass es „normal“ ist und alle Genesenden die ich kenne, sind diese Kreise gegangen. Und irgendwie ist es auch logisch, denn das „Umprogrammieren“ unserer alten, limitierenden und überwiegend negativen (Glaubens)Systeme braucht nun mal Zeit und Wiederholung.

Wir müssen immer wieder sehen, wie leicht sich die „Nicht-gut-genug-Brille“ auf unsere Nase schleicht, um immer tiefer verstehen zu können.

Denn genau so wenig, wie ich unmittelbar nach dem Lesen meines ersten Sommer-Gedankensalates hätte klar benennen können, worin die Lösung für mich liegt, konnte ich es damals unmittelbar nach dem Schreiben.

Es war zwar da, doch ich konnte es noch nicht wirklich sehen.

Die Kreise werden viel kleiner und weniger

Doch je weiter wir den Genesungsweg gehen, desto kleiner werden die Kreise. Während ich also anfangs Bücher füllen musste und dabei Jahre vergingen, bevor ich tatsächlich etwas verändern konnte, dauerte es heute nur noch Wochen oder Tage. Und was noch viel Wichtiger ist: Selbst wenn ich heute einen dieser Kreise gehe, geht es mir  im Verhältnis zu meinem früheren Essgestörten-Ich dabei viel, viel besser.

Heute ist es für mich okay, diese Kreise zu gehen. Denn ich weiß, dass sie dazu gehören und dass ich am Ende etwas Wichtiges dabei gelernt haben werde. Und möglicherweise können genau davon auch noch andere Lebenshungrige profitieren.

Ich erwarte von diesen Kreisen eine Win-Win-Situation, warum sollte ich also ein Drama daraus machen?