Neurographisches Zeichnen:
Wenn es rund laufen soll

Kennst du neurographisches Zeichnen? Ich habe es vor ungefähr zwei Jahren für mich entdeckt. Es ist eine einfache Methode mit positiver Wirkung auf unser mentales und emotionales Wohlbefinden. Und neurographisches Zeichnen eignet sich auch für MindMates, die mit Kunst, bzw. Zeichnen, eigentlich nichts am Hut haben. 

Was ist neurographisches Zeichnen?

Das neurographische Zeichnen ist eine relativ neue Form der Kunsttherapie, die von dem russischen Psychologen Pavel Piskarev Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Im Gegensatz zu traditionellen Kunstformen, bei denen Ästhetik oder Technik im Vordergrund stehen, stellt neurographisches Zeichnen den Prozess, also das Erlebnis, über das Ergebnis.

Und das entspricht meinem Verständnis und meiner Erfahrung von kreativem Ausdruck als eine Möglichkeit, unsere Seele zu nähren.  Beim neurographischen Zeichnen geht es darum, Muster mit kontinuierlichen Linien, Kurven und Formen zu schaffen, die vom Fluss der eigenen Gedanken und Gefühle geleitet werden.

Während die Kunsttherapie seit langem für ihre therapeutischen Vorteile bekannt ist, bietet neurographisches Zeichnen einen einzigartigen Ansatz, der sowohl die kreativen als auch die kognitiven Prozesse des Gehirns anspricht.

Wie neurographisches Zeichnen uns helfen kann

In der folgenden Aufzählung erfährst du, welche Auswirkungen neurographisches Zeichnen auf unser ErLeben haben kann:

1. Selbstdarstellung und emotionale Befreiung

Für viele MindMates ist es eine Herausforderung, Emotionen gesund auszudrücken zu können. Und neurographisches Zeichnen bietet ein nonverbales Ventil für den Selbstausdruck. Indem wir Inneres in greifbare Linien und Formen umsetzen, können wir unsere Emotionen kreativ nach Außen tragen. Neurographisches Zeichnen bietet uns also eine Möglichkeit, unsere Gefühle besser zu verdauen.

2. Stressabbau und Entspannung

Neurographisches Zeichnen führt durch die rhythmische und sich wiederholende Tätigkeit zu einem Zustand der Entspannung, der geradezu meditativ sein kann. Neurographisches Zeichnen kann uns also dabei helfen, unser (Nerven)System ins Gleichgewicht zu bringen. Und das wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass wir unsere Themen mit Abstand betrachten und gesünder handeln können.

3. Befähigung durch Kreativität

Neurographisches Zeichnen kann uns erlebbar machen, dass wir etwas tun können und den Situationen unseres Alltags nicht hilflos ausgeliefert sind.

4. Kognitive Umstrukturierung und Problemlösung

Neurographisches Zeichnen kann die neuronalen Verbindungen im Gehirn stimulieren und fördert so die kognitive Umstrukturierung und die Problemlösungsfähigkeit. Intuitiv neuronale Muster auf Papier zu bringen kann uns dabei helfen, unsere ungesunden Denk- und Verhaltensmuster besser wahrzunehmen und widerstandsfähiger dagegen zu werden.

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Wie „funktioniert“ neurographisches Zeichnen?

Der Prozess beginnt normalerweise mit der Identifizierung eines bestimmten Themas oder Gefühls, das dich gerade innerlich beschäftigt. Ich persönlich halte mich nicht strikt an die Methode des Entwicklers. Sondern ich nutze neurographisches Zeichnen so, wie es gerade für mich funktioniert.

Manchmal habe ich einfach nur Lust auf neurographisches Zeichnen und lege los, ohne vorher irgendetwas in meinem Inneren zu identifizieren. Doch auch diese Herangehensweise wirkt sich positiv auf mein ErLeben aus.

Wenn ich aber ein bestimmtes Thema habe, dann schreibe ich einzelne Wörter oder Sätze, die mir dazu in den Sinn kommen, mit Bleistift links auf die Rückseite meines Blattes. Und dann beginne ich mit dem Zeichnen. Hierzu nutze ich einen schwarzen Stift. Den setze ich intuitiv irgendwo am Rand meines Blattes an. Von dort aus zeichne ich dann eine Linie mit diversen Kurven und Überschneidungen, die an einem anderen Rand des Blattes endet. Diesen Vorgang wiederhole ich mehrmals.

Dadurch entsteht ein netzartiges Gebilde aus schwarzen Linien. Je mehr Linien wir zeichnen, desto „vernetzter“ wird das Ergebnis. Zu Demonstrationszwecken habe ich im folgenden Beispiel nur zwei Linien gezeichnet:

Fire and Wire

Diese Art des Zeichnens heißt neurographisches Zeichnen, weil uns die fertigen Bilder an Neuronen bzw. an neuronale Netze erinnern. Neuronen sind Nervenzellen und diese sind elektrisch erregbar. Lernen bzw. Lösungen finden, lässt sich neurobiologisch mit folgendem englischen Satz auf den Punkt bringen: „neurons that fire together, wire together“. 

Wenn Neuronen gemeinsam feuern, werden die feinen synaptischen Verbindungen der Nervenzellen gestärkt, und je stärker diese werden, desto besser, schneller und leichter leiten sie Signale weiter. Und auf diese Weise baut sich unser Gehirn bis ins hohe Alter immer wieder um.

Neue Verbindungen entstehen, bestehende werden gestärkt, nicht genutzte werden schwächer oder zerfallen. Nervenzellen sind also das Kommunikationssystem unseres Körpers. Dieser neurobiologische Vorgang erklärt auch, warum nachhaltige Veränderung Zeit und Wiederholung braucht.

Und durch neurographisches Zeichnen wird dieser Prozess quasi bildlich dargestellt und soll ihn unterstützen. Damit unser Bild den neuronalen Netzen ähnelt, werden überall dort, wo Linien sich kreuzen, die Ecken zur Kreuzung hin abgerundet:

Neurographisches Zeichnen

Spiegelung in Sprache und Natur

Ich finde immer wieder spannend, dass wir das Abrunden auch in unserer Alltagssprache mit etwas Positivem verbinden. Denn wir sagen beispielsweise: „Das ist eine runde Sache“ oder „Das Gericht ist geschmacklich gut abgerundet.“ Und wenn etwas nicht funktioniert, sagen wir: „Es läuft nicht rund.“

Rund hat auch etwas mit fließend, mit „im Fluss sein“ zu tun. Und auch in der Natur, beispielsweise bei Korallen oder in der Verzweigung von Ästen, finden wir diese Struktur wieder.

neuronale Netze

Farbe ins Spiel bringen

Wenn der Prozess des Abrundens beendet ist, kannst du die entstandenen Flächen bunt ausmalen. Ich mache das meistens mit Aquarellbuntstiften. Hierbei werden die Felder erst ausgemalt und dann wird die Farbe mit Wasser und Pinsel aktiviert. Und manchmal male ich Bereiche zusätzlich mit metallischen Aquarellfarben nach, um ihnen einen besonderen Glanz zu verleihen. 

Ist mein Bild fertig, schreibe ich rechts auf die Rückseite erneut die Wörter oder Sätze, die mir spontan in den Sinn kommen. Und das ist dann meist erstaunlich. Denn es zeigt, dass durch neurographisches Zeichnen (Los-Lösungs)Prozesse in Gang gesetzt werden können.

Manchmal beginne ich mein Bild auch mit bestimmten Formen und erst danach zeichne ich die intuitiven Linien. Das folgende Bild mit dem Titel „true you“ habe ich beispielsweise mit dem Herz begonnen:

Neurographisches Zeichnen

Das hier ist meine neurographische Interpretation der Aufwärtsspirale des SelbstErlebnisWegs:

Neurographisches Zeichnen

Und diese neurographische Darstellung eines Baums trägt den Titel „solid standing“:

Neurographisches Zeichnen

Mein persönliches Fazit

Neurographisches Zeichnen entspannt, macht Spaß und kann unser ErLeben zu einer runderen Sache machen. Vor allem dann, wenn unser Fokus auf  das Erlebnis des Zeichnens und nicht auf ein bestimmtes Ergebnis gerichtet ist.

Und wenn du auf den Geschmack gekommen bist, kannst du hier in meinem Amazon-Shop (Werbung) die Materialien finden, die ich benutze.

Mind your wires.

MindMuse Simone