Nahrungsaufnahme
Samstagmorgen.
Mein Körper entscheidet, wann er ausgeschlafen ist.
Er verdient das.
Denn werktags richtet er sich nach dem Wecker.
Gut geschlafen habe ich nicht.
Seit drei Tagen (und Nächten) sind die rechtsseitigen Gesichtsschmerzen wieder da.
Ein Nebenschauplatz der chronischen Atemwegserkrankung.
Mache ich jetzt ein bisschen Yoga?
Atemübungen sind heute nicht möglich.
Die Nase ist auch äußerlich so empfindlich, dass ich sie nicht mehr als nötig berühren will.
Und ich nehme einen leichten Schmerz im unteren Rücken wahr.
Wahrscheinlich die Folge des täglichen Yogas der letzten Woche.
Heute also auch keine Asanas.
Doch Meditieren geht, das geht immer.
Auf der Matte platziere ich das lädierte Knie so, dass es weniger belastet ist.
Ich verschließe meine Ohren gegen den äußeren Lärm durch Meditationsmusik.
So kann ich meinem inneren Krach besser zuhören.
15 Minuten lang.
Trotz der heutigen Einschränkungen möchte mein Körper bewegt werden.
Die Natur ruft.
Ich belege mir ein Brötchen und fülle Kaffee in meinen Thermosbecher.
Alleine gehen.
Mein ganzes System atmet auf.
Stille.
Mir kommt das Lied “The sound of silence” in den Sinn: “People talking without speaking, people hearing without listening…”
Und dann Eckhart Tolles Buch: Stille spricht: Wahres Sein berühren
Nichts ist so laut wie die Stille.
Deshalb setzte ich mich ihr immer wieder aus.
Denn nur dann bin ich mir voll und ganz meines eigenen Gedankenlärms bewusst.
Ich erlebe mich als Zuhörerin meiner Gedanken.
Und ich erfahre, wie sie mit jedem Schritt in der äußeren Stille langsamer und ruhiger werden.
Auf dem Berg angekommen setze ich mich auf eine Bank und lehne mich an die Schutzhütte.
Ich halte mein Gesicht in die Sonne.
Sein. Nichts tun.
Langsam und tief atmen.
Ich bin einfach nur da.
Und nach einer Weile wird mir bewusst, dass der Schmerz im Gesicht verschwunden ist.
Ich bleibe sitzen und genieße die Luft und das Licht, das leckere Brötchen und den wärmenden Kaffee.
Alles ist gut.
Und dann passiert es wieder.
“Downloads aus dem Universum” nenne ich dieses Phänomen.
Ich habe plötzlich Ideen, die scheinbar aus dem Nichts kommen.
Antworten finden mich.
In der äußeren Ruhe und inneren Entspannung arbeitet es mühelos und effizient in mir.
Diese Art von innerer Arbeit ist die Voraussetzung für mein äußeres Arbeiten.
Und ich lege mich möglichst nicht mehr mit der Realität an.
Wenn mein Körper mir “Hunger”, “Schmerz” oder “Müde” signalisiert, höre ich auf ihn.
Denn ich weiß dass es sein Job ist, mein Überleben zu sichern.
Genau das tut er mit diesen Signalen.
Ein gesättigter, schmerzfreier, ausgeruhter Körper ist ein entspannter Körper.
Und im vegetativen Nervensystem eines entspannten Körpers hat der Parasympathikus die Oberhand.
Er wiederum sorgt dafür, dass mein System auf allen Ebenen besser regenerieren und verdauen kann.
Rest and digest.
Ein positiver, sich selbst nährender, Kreislauf.
Ich packe mein halbes Brötchen wieder ein.
Ich bin satt – körperlich, mental, seelisch.
Die beste Voraussetzung für alles, was an diesem Wochenende auf mich wartet.