Steffis Weg raus aus der Essstörung, rein ins Leben Teil 5: Du darfst stolz auf dich sein!

Egal an welchem Punkt eures Heilungsprozesses ihr euch befindet, wenn ihr euch auf lebenshungrig.de herumtreibt und diesen Artikel lest, dann habt ihr schon einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Vielleicht kämpft ihr schon seit Jahren gegen eure Essstörung, vielleicht habt ihr euch gerade erst vor kurzem eingestanden, dass ihr ein Problem habt. Wie auch immer, ihr unternehmt etwas gegen eure Essstörung und dürft auf jeden kleinen Triumph im Alltag stolz sein.

Das ist etwas, was ich erst mit Simones Hilfe gelernt habe. Als ich vor 2 Jahren ihren Workshop anfing, fühlte es sich erstmals an als ob ich mich im Kreis bewege. Ein kleiner Vorschritt, dann aber ein so starker Rückfall, dass ich, so dachte ich, wieder von vorne anfangen muss. Gedanken wie „Ab morgen machst du es richtig“ und „dann wird alles besser“ waren ständige Begleiter. Immer wieder aufs Neue bildete ich mir ein, dass ich ab morgen perfekt wäre und meine Essstörung unter Kontrolle kriegen könnte. Desto härter fiel ich jeden Abend auf die Schnauze, wenn ich heulend vor dem Fernseher mit einem Ben&Jerrys Eis saß, und wenig später vor der Klosschüssel landete. Mir war damals nicht bewusst, was für ein harter Weg vor mir liegt und welche tiefliegenden Ursachen die Essstörung hat.

Anstatt mich für meine täglichen Bemühungen zu loben, kritisierte ich mich für mein scheinbar fehlendes Durchhaltevermögen und meinen Mangel Willenskraft. Wie Simone sagen würde, “ich haute mir mal wieder eine mit der Bratpfanne über”. Aber all diese Bemühungen waren nicht umsonst. Wie man so schön sagt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Was ich damit sagen will:

Obwohl ich es am Anfang vielleicht nicht realisierte, war jeder Tag an dem ich an mir arbeitete, ein kleiner Fortschritt. Und all diese kleinen Fortschritte zusammen bildeten dann ein großes Gesamtergebnis: Nämlich, dass ich mein Leben endlich zurückgewonnen hatte.

Eigentlich ist doch jeder Rückfall eine verborgene Chance, daraus zu lernen um es beim nächsten Mal anders machen zu können.  Anstatt es als Rückfall zu sehen, sollte man es als einen Hinweis betrachten. Und anstatt sich eine mit der Bratpfanne über zu hauen, sollte man stolz auf sich sein, dass man sich überhaupt mit der Essstörung auseinander setzt.

 

Heute nehme ich mir bewusst Zeit, auf meine Reise zurückzublicken. Oft lese ich z.B. altes Geschriebenes durch, was mittlerweile ganze 6 Tagebücher sind. Jedes Mal bin ich wieder erstaunt, wie weit ich schon gekommen bin. Ich bin dankbar dafür, dass ich mir meine Fortschritte heute eingestehen kann und darauf stolz sein kann. Es fühlt sich einfach gut an, sich ab und zu selbst auf die Schulter zu klopfen. Es muntert mich vor allem dann auf, wenn ich gerade einen schlechten Tag habe und das Gefühl habe, festzustecken. Zu lesen, wie schlecht es mir am Anfang ging und wie viel besser ich mich jetzt fühle, rückt Alles wieder ins richtige Licht und es geht mir gleich besser.

Probiert es selber mal aus!

Wann hast du dich das letzte Mal für deine Fortschritte gelobt?