Kathrins Genesungsweg Teil 11: Kämpfe

Ich habe zwar durchaus Spaß an einem bestimmten Kräftemessen, war aber im erwachsenen Leben im Kampf um meine Rechte nie besonders gut. Typisch essgestört, typisch im Verhalten, sich in bestimmten Dingen lieber zurückzunehmen, als groß aufzumucken. Auch heute schwanke ich noch zwischen „setz dich für dich ein“, „hol dir, was dir zusteht“ und „erkenne die Zeichen“.

Ein Satz meiner früheren Therapeutin hat mich dabei besonders beeinflusst. „Kämpfen Sie nicht um Dinge, die sich bereits am Anfang schwierig gestalten, meist sind die am Ende nicht so viel wert.“ Dabei ging es um meine Bewerbung um das Austauschjahr, das folgenreich für mein gesamtes Leben wurde. Und ich gab ihr Recht, es hat so sollen sein – so glatt können Dinge nur laufen, wenn sie laufen sollen. Ganz anders als so manche Beziehung oder Arbeit, bei der ich äußerlich so viel Widerstand verspürte, mit Grenzen und Problemen konfrontiert wurde, dass ich mich manches mal im Nachhinein frage, was mir um Himmels Willen so wichtig daran war, warum ich mich offensichtlich gegen den Strom stellte, wenn sich doch schon früh deutliche Grenzen abzeichneten.

In Bezug auf de Essstörungen liegt der Fall oft sehr klar: Meist will uns der Körper mit dieser Sucht und dem dazugehörigen Zwang eine interessante Botschaft mitteilen. Um zuzuhören müssen wir erst mal Widerstände überwinden, für uns einstehen, lernen, uns im Leben das zu nehmen was wir brauchen und vielleicht auch mal zu kämpfen, solange es einem gut tut und man sich nicht verbeisst. So zumindest war es bei mir, denn die Essstörung stellte einen ungelebten Konflikt dar, der endlich auf den Tisch musste.

Ansonsten haben tatsächlich alle langen, verbissenen und schwierigen Kämpfe genau das ergeben, was mir prognostiziert wurde: Zeitverschwendung. Zeit, die ich hätte nutzen können, Zeit für persönliche Entwicklung, Zeit für hunderte schöne Dinge und Menschen, die zu mir wollen. Und auch jetzt muss ich ganz aktuell lernen, welche Kämpfe mir gut tun, wie ich lerne eine gesunde Grenze in einer ungesunden Entscheidung und einem unfairen Kampf zu ziehen, um meinen Standpunkt klar zu definieren und zu schützen. Meist beginnt dies auch schon sehr viel früher, mit dem Festlegen bestimmter Grenzen und einer klaren Prioritätensetzung.

Was sind eure Erfahrungen mit Kämpfen jedweder Art?