Über Sportsucht, Sportbulimie oder Sport und Bulimie…

Bulimie haben und sehr viel Sport treiben gehört für viele Bulimikerinnen zusammen. Ähnlich verhält es sich bei einigen Magersüchtigen. Ob man dieses Verhalten jetzt Sportsucht, Sportbulimie oder „nur“ Bulimie (und den übermäßigen Sport als einen Teil davon) bezeichnet, finde ich relativ unwichtig. Wichtig finde ich hingegen zu wissen, dass wir vom Sport – genauso wie vom essen oder nicht-essen – abhängig werden können.

Was ist Sport?

In unserer westlichen Gesellschaft ist Sport ein Synonym für körperliche Anstrengung geworden. Ursprünglich bedeutete das Wort jedoch „Zerstreuung“ und wurde von Englands besseren Kreisen geprägt, die es nicht nötig hatten, körperlich zu arbeiten.

Generell ist Sport natürlich eine gute Sache. Genauso, wie Essen auch. Sport hält uns gesund weil er gut für unser Immunsystem ist. Und Sport macht uns glücklich, weil er unseren Körper zur Produktion von Endorphinen anregt. Außerdem hilft Sport beim Abbau psychischer Spannungen und verbessert unsere Selbstkontrolle. Weiterhin wirkt regelmäßiges Sporttreiben antidepressiv.

Sportbulimie?

Die sportliche Betätigung kann jedoch – so wie jede menschliche Leidenschaft und Tätigkeit – zur Sucht werden. Frauen mit Bulimie oder Magersucht treiben hauptsächlich Sport, weil sie abnehmen wollen. Außerdem spielt der Hang zur Askese und der unbedingte Wunsch, etwas leisten zu wollen damit man geliebt wird, eine Rolle bei Frauen mit Bulimie oder Magersucht.

Hat eine Frau Bulimie mit regelmäßigem, häufigem Erbrechen, kann Sportreiben auf Grund des Kaliummangels durchaus zum plötzlichen Herztod führen.

Wann wird Sport zur Sucht?

Genau wie beim Essen auch ist die Grenze zwischen „normal“ und „krank“ auch bei der Sportsucht fließend und idividuell. Ein Problem dabei ist, dass Frauen mit Bulimie die auch sportsüchtig sind, oft nicht erkennen, dass sie die Grenze schon lange überschritten haben.

So habe ich z. B. eine Telefoncoaching-Klientin mit Bulimie, die vom Besitzer ihres Fitnessstudios gebeten wurde, dort nicht mehr zu trainieren. Weder die anderen Besucher des Studios noch der Besitzer selbst konnten den Anblick der spindeldürren Frau weiterhin ertragen, die sich täglich fünf Stunden an den Fitnessgeräten abmühte. Die Frau mit Bulimie hingegen fand ihr Verhalten zum damaligen Zeitpunkt „normal“.

Sport ohne Bulimie

Als ich selbst noch Bulimie hatte, hat mir Sport zwar Spaß gemacht und sich gut angefühlt, aber ich hatte ständig das Abnehmen als Hintergedanken im Kopf. Ich war nie süchtig nach Sport, habe also nie extrem viel und/oder häufig Sport getrieben. Aber mein Verhältnis zum Sport, mein Denken über Sport, war Teil meiner Bulimie.

Heute muss sich Sport für mich gut anfühlen und Spaß machen ohne dabei zu einem Thema zu werden, dass ständig in meinem Kopf herumspukt.

Da ich eine chronische Lungenkrankheit habe, ist Ausdauersport auch unter diesem Gesichtspunkt wichtig für mich. Und weil ich kleine Kinder und einen Mann habe, der häufig im Ausland ist, brauchte ich etwas, was ich auch zu Hause machen kann. Deshalb gehe ich momentan vier mal wöchentlich für 45 Minuten auf unseren Crosstrainer im Keller und schaue dabei eine DVD. Das macht mir Spaß, ich habe dabei Unterhaltung und es tut mir gut.

Bulimie, Magersucht, Binge Eating und Sport, ist das ein Thema für Dich?

Und wenn ja, wie gehst Du damit um?

lebenshungrige Grüße

Simone