Ein Ernährungstagebuch kann Klarheit schaffen

Jede Frau mit einer Essstörung hat schon unzählige Diätversuche hinter sich. Du startest immer wieder neu und voller Motivation, nur um nach ein paar Tagen oder Wochen frustriert festzustellen, dass die Störung stärker ist. Vorausgesetzt, Du hast Dir bereits eingestanden, dass Du eine ES hast..

Das Essen nach Plan

Wären Essgestörte in der Lage, sich an einen Diätplan zu halten, hätten sie keine Essstörung. Überhaupt kenne ich keine Frau, die mit einem solchen Diätplan langfristig abgenommen und das Wunschgewicht dann gehalten hat. An diesem Punkt stellt sich mir immer wieder die Frage: Wo hört „normal“ auf und wo fängt das Problem an? Frauen, die mit ihrem Gewicht unzufrieden sind, haben auch in anderen Bereichen ihres Lebens Defizite. Werden diese Defizite außer Acht gelassen, gibt es – meines Erachtens – keine Diät, die langfristig funktioniert.

Ich kenne auch einige Frauen die am Workshop teilnehmen und nebenbei versuchen, sich an einen Plan zu halten. Wenn es funktioniert – oder wenigstens teilweise funktioniert – wunderbar. Für mich sind Pläne keine Lösung. Aber dass soll jede von Euch selbst entscheiden.

Wahrscheinlich wissen die meisten von Euch gar nicht mehr, wie „normales“ essen funktioniert. Die Essstörung hat das Hungergefühl und das Vertrauen in den eigenen Körper abgelöst. Daher kann die Angst sehr groß sein, einen Diätplan loszulassen. Denn viele Frauen befürchten dann, dass sie völlig unkontrolliert fressen und körperlich gänzlich aus den Fugen geraten.

Ein Plan – aber andersherum

Im Workshop arbeite ich nicht mit Essensplänen, aber mit einem Ernährungstagebuch. Das Ernährungstagebuch funktioniert andersherum. Du schreibst also nicht vorher auf, was Du essen möchtest, sondern Du schreibst hinterher auf, was Du gegessen hast.

Das Ernährungstagebuch

Um herauszufinden, in welchen Situationen Du auf Deine „Strategie“ Essstörung zurückgreifst, schlage ich Dir vor, ein paar Tage lang ein solches Ernährungstagebuch zu führen. D. h. Du schreibst genau auf, wann, was und warum Du gegessen hast. Das Schreiben eines solchen Ernährungstagebuchs wird Dir nicht unbedingt leicht fallen – es werden Widerstände auftreten. Aber wenn Du es nur ein paar Tage lang ganz ausführlich führst, wirst Du Deinen „Auslösern“ näher kommen und sie schwarz auf weiß sehen.

Beantworte beim Führen Deines Ernährungstagebuchs jeweils die folgenden Fragen:

  • Was genau hast Du wann gegessen und wie viel?
  • Wann hättest Du eigentlich essen oder trinken wollen/sollen und hast es vermieden?
  • Falls Du einen Fressanfall hast, was war Deiner Meinung nach der Auslöser? Wo warst Du, als Du gegessen hast, was ist passiert?
  • Wie fühlst Du Dich vor dem Essen und wie danach?
  • Hast Du gebrochen oder Abführmittel genommen, hast Du exzessiv Sport gemacht um Kalorien zu verbrennen?
  • Haben die negativen Gedanken und Gefühle nach einem Fressanfall zu einem erneuten Anfall geführt?
  • Kannst Du konkrete Auslöser Deiner Essstörung erkennen?

Wenn Du das Ernährungstagebuch ausprobiert hast, lass doch andere an Deiner Erfahrung teilhaben und schreibe einen Kommentar zu diesem Beitrag.

lebenshungrige Grüße

Simone