Teil 5: “Ich habe eine Essstörung und trotzdem kann ich anderen helfen”

Wenn wir in den Austausch mit anderen Menschen gehen und beginnen, uns einen Ersatz für die Essstörung zu suchen stellen wir häufig das folgende Phänomen fest:

Wir sind sehr hart zu uns selbst, wir mögen uns nicht sonderlich, wir kennen uns kaum, dafür wissen wir um so besser, was unsere Umwelt von uns erwartet – und doch: Irgendwie dreht sich ALLES um uns selbst.

Ja, eine Essstörung ist nichts, was wir uns freiwillig ausgesucht haben – und doch ist sie eine Art Wohlstandskrankheit. Sie ist u. a. eine Wohlstandskrankheit, weil nur wir es uns tatsächlich leisten können, eine Essstörung zu haben. Was ich damit meine ist, dass keine Frau in den Slums von Kapstadt jemals eine Essstörung haben wird – und doch hätte sie sicher viele Gründe dazu…

Wofür bist Du dankbar?

Mir geht es hier nicht darum, Euch ein schlechtes Gewissen zu machen. Denn ich weiß sehr genau, wie leicht wir in der Sucht landen und wie schwer es ist, den Weg heraus zu finden. Es geht mir darum, Euch an die Dinge, Menschen und Lebensumstände zu erinnern, für die Ihr dankbar sein könnt.

Ja, eine Essstörung kann unser ganzes Leben bestimmen – und doch bestehen wir nicht nur aus ihr. Es ist harte Arbeit und kostet Zeit und manchmal auch Geld, seinen eigenen Weg zu finden. Rückschläge und Rückfälle in die Essstörung gehören dabei meistens dazu.

Deshalb bitte ich Euch, mindestes einmal pro Woche konkret zu schauen, wofür Ihr in Eurem Leben momentan dankbar sein könnt. Vielleicht schafft Ihr Euch sogar ein kleines Notizbuch an, und notiert Eure Dankbarkeits-Gedanken.

Wem kannst Du helfen?

Wenn wir ein ganzes Stück unseres Weges raus aus der Essstörung gegangen sind, ist es Zeit, auch etwas für andere zu tun. Vielen Menschen auf dieser Welt geht es sehr viel schlechter als uns. Meist neigen wir jedoch dazu wegzuschauen. Vielleicht, weil wir es nicht ertragen und vielleicht auch, weil wir zu abgestumpft oder zu ignorant geworden sind.

Wenn wir anderen Menschen helfen, helfen wir uns auch selbst. Verstehen wir unsere Essstörung und setzen uns damit auseinander, können wir uns immer besser und angemessener um uns selbst kümmern. Dann können wir schauen, welche zeitlichen und/oder finanziellen Ressourcen wir für solche Menschen haben, denen es nicht so gut geht, wie uns.

Welche Art und Form von Hilfe das sein kann, liegt natürlich an jedem selbst. Hilfe kann so vielfältig sein. Ihr helft z. B. auch anderen Frauen mit einer Essstörung, in dem Ihr einen Kommentar zu diesem Artikel hinterlasst ;) … und Ihr helft Euch selbst damit, indem Ihr etwas von Euch und Eurer Essstörung mitteilt.

Neben der Möglichkeit, etwas mit und für andere Frauen mit einer Essstörung zu machen, gibt es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Als kleine Anregung stelle ich Euch hier mal drei meiner „Lieblingsprojekte“ vor:

Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe setzt sich für eine gesicherte Ernährung aller Menschen ein, für die ländliche Entwicklung und den Erhalt natürlicher Ressourcen. Weitere Infos findet Ihr unter welthungerhilfe.de.

Terre des Femmes

Terre des Femmes setzt sich dafür ein, dass Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben führen können. Weitere Infos findet Ihr unter frauenrechte.de.

Helfen macht satt und dankbar!

lebenshungrige Grüße

Simone