Teil 2: „Ich brauche professionelle Hilfe.“

Das Eingeständnis  ist der erste wichtige Schritt. Aber leider reicht er alleine nicht aus. Was dann häufig passiert ist, dass Essgestörte versuchen, dieses „Problem“ alleine zu lösen.

Der Schritt nach Außen

Wir fühlen uns schuldig und wir schämen uns. Obwohl die Essproblematik mittlerweile in die Öffentlichkeit vorgedrungen ist glauben wir, dass nur wir alleine solche kranken Gedanken haben und solche unglaublichen Dinge tun, um dünn zu sein.

Die Essstörung lebt von Heimlichkeiten

Und genau diese Gedanken sind unser Hauptproblem. Wir haben versucht, unser Gewicht durch unsere ungesunden Gedanken zu steuern und das hat uns krank gemacht. Solange wir jetzt versuchen, die Krankheit alleine wieder los zu werden, wird sie uns erhalten bleiben. Unsere Gedanken und unsere daraus resultierenden Gefühle, Handlungen und Ergebnisse haben uns in die Essstörung geführt. Wir müssen also im ersten Schritt unsere Gedanken hinterfragen. Und das fällt uns alleine sehr schwer. Daher empfehle ich jeder Frau die Schritt eins vollzogen hat, sich so schnell wie möglich Schritt zwei zu stellen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Denn ein Blick von Außen auf ein Problem ist weitaus übersichtlicher, als im Problem zu sitzen…

Die professionelle Hilfe

Es gibt mittlerweile sehr viele Therapeutinnen und Therapeuten, die sich mit Essstörungen auskennen. In sehr vielen Städten und Gemeinden gibt es auch spezielle Beratungsstellen, bei denen man sich über Hilfsangebote informieren kann. Worauf Ihr bei der Auswahl einer Therapeutin oder eines Therapeuten achten solltet und wie Ihr online suchen könnt, könnt hier nachlesen. Da Frauen mit einer Essstörung immer auch Beziehungsprobleme haben, empfehle ich, es mit einer Therapeutin zu versuchen. Das allerwichtigste ist jedoch, dass Ihr Euch dort wo Ihr hingeht gut aufgehoben fühlt und Vertrauen zu der Person habt.

Leider ist die erste Therapeutin zu der wir gehen, nicht unbedingt die beste. Manchmal müssen wir eben ein paar Hilfsangebote ausprobieren, bis wir das passende gefunden haben. Ich bekomme häufig Mails in denen steht, dass diejenige Therapie gemacht hat, diese aber nicht geholfen hat. Oftmals halten sich solche Frauen dann für therapieresistent und glauben, dass es für sie keine Hilfe gibt. Ich glaube aber, dass diese Frau einfach noch nicht die richtige Therapieform bzw. die richtige Therapeutin gefunden hat. Und anstatt aufzugeben und sich in seinem „Sonderstatus“ zu suhlen ist es effektiver, sich erneut auf die Suche nach Alternativen zu begeben.

Die richtige Therapeutin

Wir sollten uns wohl fühlen uns vertrauen zu unserer Therapeutin haben, aber das heißt nicht, dass Therapie nicht auch mal unangenehm sein kann. Ja, manchmal tut die Wahrheit weh. Aber das ist völlig in Ordnung. Je öfter wir mit der Realität konfrontiert werden, um so leichter wird es. Und wir machen die Erfahrung, dass die Wahrheit niemals so unangenehm ist, wie die Essstörung. Ich habe erfahren, dass es eine gute Therapeutin schafft, uns mit Zuversicht aus der Therapiesitzung gehen zu lassen, egal wie unangenehm die Stunde war. Und das ist es, was wir brauchen. Hoffnung, Alternativen, die erste kleine Ahnung, dass alles auch ganz anders sein kann. Manchmal tut Therapie auch dem Geldbeutel weh, denn die Krankenkassen übernehmen nicht alles was „gut“ ist und bezahlen so manches, was „schlecht“ ist. Aber auch mit dieser scheinbaren Ungerechtigkeit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.

Vielleicht ist auch eine Klinik der richtige Weg für Dich. Klinikbewertungen findest Du hier.

Therapie machen bedeutet Verantwortung zu übernehmen

Viele Frauen glauben, dass nur „Verrückte“ Therapie brauchen. Und dazu wollen sie nicht gehören. Aber genau das sind wir: ver-rückt. Die Therapie hilft uns, uns wieder gerade zu rücken. Sie bringt uns zurück in unsere Spur, in der die Essstörung überflüssig wird. Wir übernehmen VerANTWORTung für unsere Essstörung und für unser Leben. Im Coaching wird gesagt, dass unser Erfolg sich aus unserem Potential abzüglich unserer Störungen zusammensetzt. Je mehr wir bereit sind, die „Störungen“ zu beseitigen, desto größer wird unser Erfolg und zwar in jeder Hinsicht. Sehr viele Menschen in meiner Umgebung haben Krisen in ihrem Leben gehabt, die sie mit Hilfe einer Therapie oder eines Coachings bewältigt haben. Das sind tolle, offene, spannende und erfolgreiche Menschen. Ver-rückt sind die nur noch im positiven Sinne. Sie scheren sich nicht mehr so stark um Konventionen und die Erwartungen anderer. Sie machen ihr eigenes Ding, ohne dabei egoistisch zu sein. Sie sind frei.

Und „Freiheit ist der Sauerstoff der Seele.“ MOSHE DAYAN

Wenn die Seele wieder frei atmen kann, verschwindet auch das Problem

lebenshungrige Grüße

Simone 

P.S.: Wenn Ihr Familie, Freunden oder Partner von der Essstörung erzählt, ist das natürlich auch ein wichtiger Schritt nach Außen. Aber von der Reaktion dieser Menschen hängt vielleicht zu viel ab. Ich finde es daher besser, sich erst professionelle Hilfe zu suchen und mit dieser dann zu überlegen, wem man wie was erzählt.