Teil 1: Das Eingeständnis “Ich habe ein Problem.”

Heute startet meine Artikelserie „In fünf Schritten raus aus der Essstörung“ mit Teil eins:

Der Anfang

Wie so viele Süchte beginnt auch die Essstörung schleichend. Meist ist der Wunsch da, dünner zu werden und treten erste Erfolge ein, sind wir in einem regelrechten Rauschzustand. Treten sie nicht ein, glauben wir, dass wir es nur nicht hart genug versucht haben oder dass wir die falsche Diät gemacht haben. Nach und nach wird essen  und/oder nicht-essen zu unserem Stimmungsbarometer, genau so, wie unser Gewicht. Die Gedanken in unserem Kopf kreisen fast nur noch um unser Aussehen und wir glauben, dass ein lebenswertes Leben von einem bestimmten Gewicht abhängt.

Wann genau aus diesem Verhalten eine Essstörung wird, ist individuell. Denn die Grenzen zwischen „normal“ und „krankhaft“ sind fließend.

Hast Du eine Essstörung?

Ich bekomme häufig Mails in denen steht: „Ich kotze ungefähr alle zwei Wochen drei mal. Habe ich ein echtes Essproblem?“ oder „Ich wiege bei einer Größe von 1,70 m ungefähr 50,5 kg. Alle sagen, ich sei zu dünn. Habe ich eine Essstörung?“ oder auch: „Ich bin seit Jahren stark übergewichtig und habe schon so viele Diäten versucht. bin ich essgestört?“

Darauf antworte ich nur: „Ich weiß es nicht, wie geht es DIR damit?“ Von Außen betrachtet glaube ich, dass alle drei eine Essstörung haben. Aber was ich glaube, ist völlig irrelevant. Nur Ihr wisst genau, wie Ihr Euch verhaltet, was Ihr denkt und fühlt.

Das Eingeständnis

Ich erinnere mich z. B. noch sehr gut daran, welche Machtgefühle ich während meiner Magersuchtszeit hatte. Ich war die Herrin meines Körpers. Ich musste nicht essen. Ich war dünn. Ich schaute geradezu mittleidig auf andere herab, die “disziplinlos” waren und aßen. Ich hatte eine Störung und war mir dessen in keinster Weise bewusst.

Und dann ging eine Beziehung kaputt und ich kippte in die Bulimie. Nach dem ersten Erbrechen dachte ich zwei Dinge: 1. Gut, dass das alles wieder raus ist, jetzt hast du die Lösung gefunden, wenn du mal über die Stränge schlägst. Und 2. Das ist nicht gut…

Bis aus diesem ersten „das ist nicht gut“ das Bewusstsein wurde, dass ich ein ernsthaftes Problem hatte, dauerte es noch eine Weile. Bis ich dieses Problem benennen konnte, vergingen weitere Monate.

Dieses Eingeständnis, dieser Satz „Ich habe eine Essstörung“ ist der erste wichtige Schritt. Und den muss erst mal jede von Euch alleine tun. Ihr müsst begreifen, dass Euer Verhältnis zu Essen und Gewicht nicht angemessen ist und Euch krank gemacht hat. In Euch muss der Wunsch entstehen, gesund werden zu wollen damit ihr mal stolz sagen könnt:

„Ja, ich hatte mal eine Essstörung, aber ich hab’s geschafft.“

lebenshungrige Grüße

Simone