Über Vatermänner und Beziehungsprobleme

Frauen die Probleme mit dem Essen haben, haben auch Probleme in ihren Beziehungen.

Die Beziehung zu uns selbst ist gestört und dadurch können wir auch keine gesunden Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen.

Warum haben gerade wir Frauen häufig wenig Selbstwertgefühl, eine schlechte Beziehung zu uns selbst? Warum warten so viele von uns (unbewusst) auf den Prinzen der uns errettet und uns all das gibt, was wir uns selbst nicht geben können?

Laut der schweizer Psychologin Julia Onken hat die liebende Zuwendung der Mutter für Mädchen und Jungen niemals die gleiche Auswirkung.

Sie geht davon aus, dass die gegengeschlechtliche Beantwortung der Schlüssel ist. D. h. unsere Selbstsicherheit und unser Selbstvertrauen hängen davon ab, wie unser Vater uns „gesehen“ hat.

Leider haben viele von uns unseren Vater viel zu selten gesehen oder wir sind von ihm übersehen worden. Vielleicht waren wir nicht der ersehnte Sohn, vielleicht hat sich der Vater aus der eigenen Unsicherheit heraus zurückgezogen und die komplette Erziehung der Mutter überlassen. Vielleicht gab es Zuneigung und Interesse nur gegen Leistung, vielleicht…?

Daraus ergibt sich häufig ein Grundgefühl das da lautet: Es wird sich niemals ein Mann wirklich für mich interessieren.

Dieses Gefühl der Wertlosigkeit führt dazu, dass wir unmögliche Dinge für Männer tun und unmögliche Dinge von Männern erwarten, weil wir immer auf ein kleines Echo hoffen und uns wünschen, endlich „gesehen“ zu werden.

Wir machen alles für IHN, damit ER uns gibt, was der Vater uns nicht gegeben hat, was wir uns selbst heute nicht geben können. Das macht IHN zur Nummer eins in unserem Leben und wir selbst rücken bestenfalls auf den zweiten Rang.

Wir verhalten uns so, wie er es gerne will, wir kleiden uns so, wie er es mag, wir… Aber wir erwarten auch etwas von ihm. Er soll uns die Bestätungung geben, dass wir etwas wert sind, er soll uns sagen, wie lieb, nett, klug und/oder hübsch wir sind. ER soll uns sehen.

Tut er das nicht, gerät unsere Welt aus den Fugen, wir strengen uns noch mehr an, stellen unsere eigenen Bedürfnisse noch mehr in den Hintergrund, um nur endlich das entsprechende Echo zu erhalten.

Wir sind von unseren Gefühlen völlig abgeschnitten und stellen uns ganz auf die Bedürfnissbefriedigung des Partners ein.

Julia Onken schreibt in „Vatermänner: Ein Bericht über die Vater-Tochter-Beziehung und ihren Einfluß auf die Partnerschaft“ (Affiliate-Link zu Amazon.de) über drei „Tochtertypen“, die alle nur eines wollen: Die Aufmerksamkeit des Vaters:

  1. Die Gefalltochter: Ihr Credo lautet: „Ich gefalle, also bin ich.“ Die Gefalltochter legt größten Wert auf ihr Äußeres und verhält sich meist so, wie es von ihr erwartet wird.
  2. Die Leistungstochter: Ihr Credo lautet: „Ich bin leistungsfähig und erfolgreich, also bin ich.“ Die Leistungstochter ist die Einserkandidatin und Karrierefrau. Sie glaubt häufig, dass sie vor allem Probleme mit der Mutter hat und schaut (unbewusst) wie der Vater auf diese herab.
  3. Die Trotztochter: Ihr Credo lautet: „Ich spüre Widerstand, also bin ich.“ Die Trotztochter ist die klassische Rebellin, die auf negative Aufmerksamkeit setzt.

Egal, zu welchem Tochtertyp wir gehören – die meisten von uns sind sicherlich Mischtypen – wir reagieren damit unbewusst auf unseren Vater und übertragen auf unsere Beziehungen.

Sich dieser Tatsache bewusst zu werden ist ein erster Schritt und erklärt, warum sich unser Leben häufig nur um IHN dreht.

Wir kämpfen einen Kampf, den wir so nie gewinnen können.

Denn unsere Kindheit ist vorbei und was uns der Vater früher nicht gegeben hat, kann der Partner heute nicht mehr nachholen.

Innerlich sind wir wütend und verzweifelt, identitätslos, der beste Nährboden für eine Essstörung.

Wir können lernen, uns selbst das zu geben, was wir früher so schmerzlich vermisst haben. Wenn wir beginnen, uns selbst zu achten, Grenzen zu setzen, dann achten uns auch die anderen.

Wir können lernen, dass wir keinen anderen Menschen wirklich „brauchen“ auch wenn sich Verlust oder die Ablehnung anfühlt wie ein kleiner Tod. Dieser Schmerz ist der uralte Schmerz.

Und ich verspreche Dir, dass er verschwindet, dass Beziehungsprobleme verschwinden, genau so wie die Essstörung, wenn Du bereit bist, selbst die Nummer eins in Deinem Leben zu werden.

Lebenshungrige Grüße

Simone