Der Gelassenheitsspruch: Was kannst du ändern was nicht?

Auch wenn ich nicht an „den“ Gott im klassischen christlichen Sinn glaube, ist dieser Gelassenheitsspruch des amerikanischen Theologen Niebuhr eines meiner Lieblingszitate. Denn ich meine, dass in diesen wenigen Worten das Geheimnis eines glücklichen Lebens zusammengefasst ist.

Frauen mit Essstörungen fällt es zum Beispiel sehr schwer, Dinge, die sie in Bezug auf ihren Körper nicht ändern können hinzunehmen. Wer zum Beispiel 1,60 m groß ist und einen stabilen Knochenbau hat, wird niemals klassische Modelmaße haben werden. Das ist eine Realität, gegen die so viele kämpfen und somit eine Menge Energie vergeuden. Und diese Energie fehlt häufig für Dinge, die sie ändern könnten. Etwas im Sinne des Gelassenheitsspruchs anzunehmen bedeutet nicht, dass wir uns einreden sollen, etwas gut zu finden, was wir insgeheim gar nicht gut finden. Etwas anzunehmen bedeutet, mit dem Kampf gegen die Realität aufzuhören. Es heißt „Okay, ich finde es zwar nicht toll, aber es ist trotzdem so.“

Und auch mit dem zweiten Schritt des Gelassenheitsspruchs tun sich viele Frauen mit Essproblemen schwer. Wir können so viel mehr ändern, als wir glauben. Oft sind es Kleinigkeiten mit großen Nebenwirkungen. Frauen mit Essstörungen sind People Pleaser, die – in der Hoffnung vom anderen etwas zurückzubekommen – ihre Bedürfnisse gern hinten an stellen. Sie sind meist gut gelaunt und sie sind bequem für ihre Mitmenschen und bringen selten einem anderen Gegenüber ein ehrlich gemeintes „nein“ über die Lippen. Zu sich selbst sagen sie hingegen ständig „nein“. Und da dieses Nein-Sagen zu sich selbst bei vielen schon chronisch ist, wissen diese Frauen häufig gar nicht, was sie selbst eigentlich wollen und nicht wollen.

Der dritte Schritt des Gelassenheitsspruchs ist die Königsdisziplin und die erfordert Klarheit. Und Klarheit hat nur, wer weiß was er will und wann es sich lohnt, sich dafür einzusetzen. Klarheit heißt aber auch, zu wissen, wo meine Grenzen sind und an welcher Stelle es um Akzeptanz und nicht um Kampf geht.

In Bezug auf die Essstörung bedeutete das für mich:

Gegen die Essstörung konnte ich nichts machen. Das hatte ich schließlich jahrelang erfolglos versucht. Also akzeptierte ich sie als momentan nicht zu ändernden Zustand. Durch diese Akzeptanz wurde viel Energie frei, die ich für mich einsetzen konnte. Ich setzte mich mit den Ursachen und Auswirkungen der Essstörung auseinander und weil ich das tat, wurde sie irgendwann überflüssig.

Die drei To Do’s des Gelassenheitsspruchs:

Was fällt dir momentan schwer anzunehmen, obwohl du es nicht ändern kannst?

Was wirst du in dieser Woche ändern, weil du es ändern kannst?

Wo fehlt dir die Klarheit zu unterscheiden, ob du etwas ändern kannst, oder nicht?