Ernährungsplan & Co.: Wie du deine Essstörungen garantiert behältst!

Frauen mit Essstörungen haben kein Problem mit dem Essen, sondern mit ihrer Art des Denkens. Sie gehen davon aus, dass der nächste Ernährungsplan all ihre Probleme lösen wird und dass das angestrebte Wunschgewicht gleichzeitig ein glückliches und problemloses Leben verspricht. Klappt es jedoch mal wieder nicht mit dem neuen Ernährungsplan, fühlen sie sich schuldig und halten sich für undiszipliniert und willenlos. Und diese selbstverachtenden Gedanken und die daraus resultierenden negativen Gefühle sind der beste Nährboden für den nächsten Rückfall in die Essstörungen.

Essgestörte Frauen befinden sich in einem nicht enden wollenden Teufelskreis, so lange sie nicht bereit sind, ihr bisheriges Denken zu hinterfragen. Denn wie sagte schon Einstein: Man kann ein Problem nicht mit der gleichen Denkstruktur lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen hat.“

Um euch auf diese Denkstruktur aufmerksam zu machen, bediene ich mich heute mal einer ordentlichen Portion Ironie und stelle euch meine acht Punkte vor, an die ihr euch unbedingt halten solltet, wenn ihr eure Essstörungen behalten möchtet:

Essen ist dein Problem, also brauchst du Ernährungspläne:

Natürlich wäre alles in deinem Leben nahezu perfekt, wenn da nur nicht diese Essstörungen wären. Daher brauchst du den passenden Ernährungsplan und endlich die nötige Disziplin, dich auch mal länger als drei Tage an diesen Ernährungsplan zu halten. Denn dein Körper ist dein Feind, er muss kontrolliert werden. Er weiß nicht, was er braucht und schon gar nicht, wie viel. Du musst ihn ständig wiegen, ihn zu sportlichen Höchstleistungen treiben, ihn schlecht behandeln oder ignorieren, bis er endlich aufhört, deinem Glück im Wege zu stehen und sich fügt…

Vergleiche dich immer mit den sogenannten Stars:

Halte die Augen offen und suche nach der schöneren, dünneren, besseren Frau. Du wirst sie finden, immer und immer wieder. Du wirst verzweifelt sein, dich noch mehr an deinen Ernährungsplan klammern, noch mehr Sport treiben, noch mehr…? Du wirst dir ihr Leben vorstellen, dass sicher sehr viel besser ist als deins. Du wirst sie bewundern, du wirst sie beneiden. Du wirst über Botox, Silikon und Fettabsaugen nachdenken. Nimm dir ruhig die „schönste Frau der Welt“ als Vorbild. Sie wird wie folgt zitiert: „Wir haben alle Probleme mit unserem Körper. Ich trainiere von Montag bis Freitag. Es ist ein Alptraum. Manchmal kommen mir die Tränen.“ Ja, so ein Leben als „schönste Frau der Welt“ scheint tatsächlich erstrebenswert…

Selbstbewusstsein bekommst du nur durch Bestätigung anderer:

Die Bestätigung von anderen Menschen ist so wichtig, wie die Luft zum atmen. Stelle daher deine sensiblen Antennen immer so ein, dass du die Bedürfnisse der Menschen in deiner Umgebung erkennst. Und dann mache es zu deiner obersten Priorität, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Mache deine Mutter, deinen Freund und auch den Gemüsehändler um die Ecke glücklich, sie werden sich bestimmt erkenntlich zeigen. Sie werden dir sagen, wie toll du bist, und wie gut du aussiehst. Sie werden dieses riesige Loch nach Bedürftigkeit und Anerkennung in dir bestimmt stopfen können. Nur durch sie wirst du Selbstbewusstsein bekommen. Mache dich abhängig von dieser Bestätigung, benötige sie, wie ein Fisch das Wasser braucht. Sorge dafür, dass du ständig Komplimente von anderen Menschen für dein Aussehen und für deine Leistungen bekommst, denn was passiert, wenn ein Fisch auf dem Trockenen liegt…?

Du kannst dich nur auf deinen Verstand verlassen:

“Ich denke, also bin ich.” Du bist dein Verstand. Und dein Verstand hat immer Recht. Gefühle und „inneren Wahrheiten“ sind psychologischer und spiritueller Quatsch. Nutze deinen brillanten Verstand. Er „sagt“ dir auf unterschiedlichste Weise immer wieder das selbe: „Du bist nicht gut genug!“ Er treibt dich an und hilft dir dabei, noch dünner zu werden, noch besser auszusehen und noch mehr zu leisten. Und nur das zählt. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem dein „gesunder Menschenverstand“ dir sagen wird: „Jetzt bist du gut genug!“, oder…?

Suche nie in deinem Inneren nach der Wahrheit:

Essstörungen haben keine Ursachen. Eigentlich gibt es gar keine Essstörungen, Figurprobleme hat doch schließlich jede. Irgendwie. Es gibt keine tiefer liegenden Gründe für deinen Selbsthass, die man erkennen, akzeptieren und dann loslassen kann. Deine Träume, Talente und Wünsche sind völlig unwichtig. Menschen, die darauf etwas geben, sind realitätsfremde Spinner. Du kannst nicht einfach sein, du musst erst etwas werden, dann…

Die perfekte Lösung wird dich finden:

Um eine Essstörung los zu werden, brauchst du DIE eine perfekte Therapie. Es gibt nur eine einzige Lösung für dich. Und nur dieser gewisse eine Therapeut weiß, was gut für dich ist, er hat die „geheime Formel“. Weil er studiert hat, hat er natürlich immer Recht. Du bist abhängig von ihm, Zweifel sind nicht erlaubt. Bleibe niemals stehen, renne so lange vor dir und den Essstörungen davon, bis die „perfekte Therapie“ dich findet…

Glorifiziere die Zukunft:

Natürlich wird morgen oder irgendwann in der Zukunft alles besser. Du wirst diszipliniert sein und dich an deinen Ernährungsplan halten. Als Belohnung bekommst du deine Traumfigur. Du wirst begehrt sein und bewundert werden. Selbstverständlich wirst du glücklich sein und alle und alles wird dir mühelos zufliegen. Ganz von alleine. Sie wird perfekt sein, deine Zukunft. Also warte doch einfach, bis morgen…

Verurteile die Vergangenheit:

Natürlich weißt du, dass deine Herkunftsfamilie, deine Kindergärtnerin und der Junge, der dir damals ein Bein gestellt hat, an dem ganzen Dilemma Schuld sind. Und das solltest du auch keinesfalls vergessen. Sicherlich haben sich all diese Menschen absichtlich so verhalten, wollten dich kontrollieren, dich lächerlich machen, dir schaden. Schau sie dir immer wieder an, die demütigenden und verletzenden Situationen aus deiner Vergangenheit, halte sie fest und suhle dich in deinem Elend. Verzeihe niemals, vor allem dir selbst nicht…

Wie sorgst du momentan dafür, dass du deine Essstörungen garantiert behältst? 

lebenshungrige Grüße

Simone