Wenn Masken fallen…

Angst, Scham und Wut sind für mich die Gefühle, die unser negatives Selbstbild intensiv füttern.

Und unter diesen Gefühlen liegt der Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug!“ verborgen.

Dieser Glaubenssatz ist in unserer Kindheit entstanden.

Doch nicht, weil wir tatsächlich nicht gut genug sind, sondern weil wir das aus den schmerzhaften Erfahrungen die wir gemacht haben, geschlussfolgert haben.

Kinder sind nicht in der Lage, das System – ihr Elternhaus etc. – anzuzweifeln. Also beginnen sie, an sich selbst zu zweifeln.

Und wer glaubt, nicht gut genug zu sein, glaubt anders sein zu müssen.

Wir beginnen, uns zu verstellen, verstecken uns hinter einer Fassade, verbiegen uns so – wie wir glauben – dass andere uns haben wollen.

Wir unterdrücken uns selbst – diesen einzigartigen Menschen der wir sind – und beginnen, eine Rolle zu spielen.

Viele von uns mussten das in ihrer Kindheit tatsächlich tun um zu überleben.

Doch dieses dauerhafte Schauspiel hat einen Preis und es ist sehr anstrengend.

Und dann wird das Verstellen – das Tragen von Masken – so normal für uns, dass wir es auch dann noch tun, wenn wir erwachsen sind und es eigentlich gar nicht mehr müssten.

Doch mit jeder weiteren Unterdrückung von uns selbst steigt der Druck in unserem System.

Wir können ihn körperlich spüren, meist als Druck auf der Brust, durch ein Gefühl der Enge.

Um nicht irgendwann zu explodieren beginnen wir unbewusst zu kompensieren.

Wir kompensieren durch ein gestörtes Essverhalten, durch ein ungesundes Leistungsverhalten, durch dramatische Beziehungen usw.

All diese Kompensationsmethoden lenken uns von uns selbst ab, von dem eigentlichen Schmerz der dahinter steckt.

Der Schmerz, nicht wir selbst sein zu dürfen und nicht unseren individuellen Hunger nach Leben stillen zu können.

Und die Kompensationsmethoden füttern unseren Ur-Glaubenssatz immer weiter.

Denn durch sie bekommen wir weder was wir wollen, noch was wir brauchen.

So individuell wir sind – so gleich sind wir

Am vergangenen Samstag konnte endlich der pandemiebedingt mehrmals verschobene MindDetox Day „Visualisieren & Kreieren“ in Marburg stattfinden.

Und das wirklich Magische bei diesen Begegnungen ist, dass die Teilnehmerinnen auf Grund des sicheren Rahmens ganz schnell dazu in der Lage sind, ihre Masken fallen zu lassen und das zu zeigen, was dahinter ist. Und wenn wir beginnen, offen und ehrlich über unsere Gedanken und Gefühle zu reden und in den Austausch zu gehen, passieren zwei Dinge: Diejenige, die sich ehrlich mitteilt, fühlt sich um Tonnen leichter. Und diejenigen, die zuhören, empfinden Mitgefühl und erkennen sich in der anderen wieder.

Und dieser Prozess ist sehr heilsam und wiederholt sich mehrmals:

Du teilst dich mit, erleichterst dich, du erfährt Mitgefühl, erkennst, dass du nicht alleine mit all deinen Gedanken und Gefühlen bist, du fühlst mit anderen.

Und dann erkennst du plötzlich:

Wenn ich Mitgefühl mit ihnen habe und sie Mitgefühl mit mir, dann bin ich genau wie sie und habe Mitgefühl verdient – auch von mir selbst!

Dadurch wird es immer leichter zu erkennen, dass nicht du falsch bist, sondern das Bild, das du von dir hast.