Die siebenundvierzigste Geschichte (d)einer Essstörung

Eine weitere mutige Frau, die ihre Geschichte mit uns teilt:

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich meine Geschichte veröffentlichen möchte, aber nun bin ich mir sicher.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Ich bin in einer wundervollen Familie aufgewachsen. Meine Eltern und Geschwister verrstanden sich untereinander bestens und auch ich kam mit allen klar. Ich habe mir bis zu meinem zwölften Lebensjahr keine Gedanken über mein Gewicht, meine Figur, oder über meine Ernährung gemacht.

In der siebten Klasse hatte ich dann ein emotionales Tief. Ich wurde schlechter in der Schule und war mehrere Male kurz davor, mir das Leben zu nehmen. Meine Eltern bekamen das Ganze jedoch nicht mit. In den Sommerferien auf die achte Klasse ging es mir immer noch schrecklich, ich aß total ungesund und viel. Dick war ich aber nicht, ich bekam nur ein paar Rundungen hier und da. Doch diese Rundungen brachten mein ohnehin schon sehr niedrriges Selbstwertgefühl auf den absoluten Nullpunkt.

Ich hasste mich selbst und meinen Körper, Diäten und Sport zog ich jedoch nur kurz durch. Im Februar/März 2015 entdeckte ich dann schließlich einige Seiten auf Instagram und im Internet für mich. Ich glaubte alles, was ich las. Ich fing an täglich Sport zu machen und mich gesünder zu ernähren, ich erlaubte mir aber noch Ungesundes. Die Seiten hatten mir viel Schrott eingeredet, also fing ich an, nur noch drei Mahlzeiten täglich zu essen. Ich nahm gesund, aber langsam ein paar Kilos ab. Dick fühlte ich mich jedoch immer noch, da ich mich mit jedem Menschen verglich und mein Bruder, der sehr dünn war und aß, was er wollte, mich als fett beschimpfte.

Meine Portionen wurden immer kleiner. In den Sommerferien hörte ich dann komplett auf, ungesunde Lebensmittel zu essen, zu denen ich fast alles zählte. Zusätzlich machte ich täglich mehrere Stunden Extremsport. Ich nahm weiterhin ab, aß jedeoch immer noch drei Mahlzeiten. Nach den Sommerferien ging es auf Klassenfahrt. Ich nutzte diese zum Abnehmen, aß höchstens  zwei mal täglich und aß nichts von dem ganzen Süßkram, den es in Unmengen gab.

Als ich wieder nach Hause kam, behielt ich dieses Essverhalten, wendete jedoch Tricks an, damit meine Eltern es nicht merkten. Ich wurde immer dünner und das Gewicht immer weniger. Schließlich kamen die Herbstferien, in denen ich mit meiner Familie und meiner besten Freundin wandern ging.

Mein Zustand verschlimmerte sich, mithilfe von Tricks schaffte ich es ein bis zwei mal am Tag etwas zu essen, außerdem machte ich fast dauerhaft Sport und konnte ncht mehr zur Ruhe kommen.

Ich ernährte mich vegan, jedoch nur als Ausrede um auf Lebensmittel zu verzichten können.

In der Zeit hatte ich meinen 14. Geburtstag, an dem ich mir nichts gönnte. Meinen Eltern fiel es dann doch auf und sie schickten mich zur Kontrolle zum Kinderarzt. Dieser diagnoszizierte Magersucht. Meine Mutter war total fertig und weinte nur noch. Wir beschlossen, es zu Hause ohne Klinik zu versuchen. Jede Woche musste ich zum Wiegen. Ich aß fast nichts, nur das, zu dem mich meine Mutter zwang und machte weiterhin Sport.

Der Arzt drohte mir jede Woche mit der Klinik. Ich nahm jedoch weiterhin ab, sodass er mich in eine Klinik einwies. Mit einem BMI von 13,8 kam ich ein paar Tage später in einer Klink an. In der Klinik bin ich nun seit zehn Wochen. Ich werde und wurde per Magensonde ernährt, da ich nicht in der Lage war, etwas zu essen. Ich sehe dank der Therapien und den Mitpatientinnen bereits, wenn auch sehr kleine, Fortschritte, und habe wieder angefangen, ein bisschen etwas zu essen.

Es ist noch ein sehr langer Weg, aber ich und ihr alle könnt es schaffen. Viel Glück und Kraft!

Wo findest du dich in dieser Geschichte wieder und was nimmst du daraus mit?

Das Aufschreiben und Veröffentlichen deiner eigenen Geschichte hilft dir und anderen!

Schicke mir die Geschichte deiner Essstörung an info@lebenshungrig.de und ich veröffentliche sie hier anonym.

lebenshungrige Grüße

Simone