Steffis Weg raus aus der Essstörung, rein ins Leben Teil 1: Akzeptanz

Neues Jahr, neue Vorsätze, richtig? Die letzten Jahre habe ich, wie so viele andere wahrscheinlich auch, mir mal wieder vorgenommen, gesünder zu essen und mehr Sport zu machen. Aber nicht dieses Jahr. Denn dieses Jahr habe ich die bewusste Entscheidung getroffen, mir keine Vorsätze zu machen. Vorsätze signalisieren: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin nicht zufrieden mit meinem Leben so wie es jetzt ist.“ Zu lange bin ich schon hinter einem fernen Ideal hinterhergerannt, dem perfekten Ich, dass es nicht gibt und nie geben wird. Stattdessen konzentriere ich mich dieses Jahr auf Akzeptanz. Ich will versuchen, im Hier und Jetzt zu leben, jeden Moment zu genießen und  wachsam durchs Leben zu schreiten.

 Akzeptanz anstelle von Verurteilung

Um diese Idee festzuhalten, habe ich an Silvester ein „Mood Board“ entworfen. Ich habe mir ein großes DIN A2 Blatt besorgt und habe, ohne viel zu überlegen, Gefühle und Emotionen aufgeschrieben, die ich dieses Jahr anstreben will, wie ich mich dieses Jahr fühlen möchte. Dinge wie Akzeptanz, Gleichgewicht, Freiheit, Kreativität, Selbstliebe, Selbstverwirklichung, Dankbarkeit… Das sind alles Bereiche, an denen ich im letzten Jahr viel gearbeitet und versucht habe, sie täglich in meinen Alltag zu integrieren.

 Veränderte Geisteshaltung

Viele Dinge, die ich damals im Workshop gelernt habe, mache ich auch heute noch. Nicht mehr unbedingt jede Woche und „gezwungen“, sondern dann, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Phantasie-Reisen, Yoga, geführte Meditationen, morgens noch ein paar Minuten länger im Bett liegen und mir einfach gut zureden… All das hilft mir unglaublich und ich fühle mich momentan sehr im Gleichgewicht mit mir selber und der Welt. Es ist toll zu sehen, wie sich meine „Geisteshaltung“ verändert hat. Früher war ich selbstzerstörerisch und unglaublich fies zu mir selber, habe mich selber runtergeredet und das Glas immer nur halb leer gesehen. Heute sieht das schon alles ganz anders aus. Sobald ich merke, dass es mir nicht besonders gut geht, ziehe ich die Notbremse und gebe mir die Zeit und Ruhe, die ich brauche. Ich erlaube es mir, meine Gefühle aktiv wahrzunehmen, anstatt sie mit Essen vor der Glotze zu betäuben. Statt Selbsthass tritt Selbstliebe in den Vordergrund und ich behandle mich wie ein kleines Kind, dass Liebe und Fürsorge verlangt. Das klappt nicht immer, aber immer öfter.

 Mein neuer Kopfmonolog

Wenn ich an diesem entscheidenden Punkt stehe, an dem ich mich zwischen Fressanfall und keinem Fressanfall entscheiden muss, sage ich zu mir selbst:

Was bringt es dir, wenn du jetzt deinem Drang nach einer FA nachgibst? Nachdem es dir erstmal richtig dreckig geht, wirst du dann eh wieder alle Selbstliebe-Mittel anwenden, um wieder auf Tour zu kommen. Stell dir doch mal vor, wie es wäre, wenn du stattdessen jetzt gleich auf „Selbstliebe“ umschaltest und es dir so richtig gut gehen lässt. Ich weiß, du fühlst dich gerade nicht danach, aber verwöhne dich nach Lust und Laune mit allem von dem du weißt, dass dir guttun wird. Das Gefühl der Selbstliebe kommt dann schon von ganz alleine…

So in etwa schaut mein Kopfmonolog aus, und es hilft. Vor allem das Gefühl danach, wenn ich es geschafft habe, eine Fressattacke eigenständig zu verhindern und stattdessen Qualitätszeit mit mir selber verbracht habe, ist unbeschreiblich belohnend und stärkt mein Selbstbewusstsein.

Wie sieht euer Kopfmonolog in den Momenten vor einer Fressattacke aus?