Steffis Weg raus aus der Essstörung, rein ins Leben Teil 3: Einstellung

Viel ist passiert in dem letzten Monat und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es gibt so viele Themen, über die ich gerne reden möchte! Aber eins nach dem anderen… Heute konzentriere ich mich auf das Thema Akzeptanz. Ich hatte schon in Teil 1 über Akzeptanz gesprochen, aber dabei ging es eher um die Akzeptanz von sich selbst und seiner Fehler. Heute möchte ich über die Akzeptanz der Essstörung als Teil seiner eigenen Persönlichkeit reden.

Jede Essgestörte KÄMPFT gegen ihre Essstörung. Das ist ganz normal. Teil des Heilungsprozesses ist dann zu lernen, die ES zu akzeptieren und als Teil von sich selbst anzuerkennen. Es gilt zu lernen, mit der ES zusammenzuarbeiten, anstatt sie als Feind zu betrachten. Rückblickend war diese Erkenntnis einer meiner größten „Milestones“. Denn sie veränderte meine komplette Einstellung und ich fühlte mich nicht mehr im dauerndem Kampf gegen mich selber. Irgendwann fing ich an, voller Freunde an mir zu arbeiten und heute gehe ich sogar so weit zu sagen, dass die ES eine der besten Dinge ist, die mir passieren konnte.

Wenn die ES nicht gewesen wäre und mir den Weg gewiesen hätte, wäre ich heute noch immer das kleine verunsicherte Mädchen, dass nicht weiß, wer sie ist und was sie vom Leben will. Die Erkenntnis meiner ES aber öffnete die Türen für einen Pfad der Selbstfindung und Selbstverwirklichung, der mein Leben komplett veränderte.

Deswegen bin ich mittlerweile auch extrem offen, über meine Vergangenheit zu reden. Meine gesamte Familie und alle Freunde wissen Bescheid, ich habe kein Problem, fremden Leuten davon zu erzählen und berichte meine Story sogar bei Jobinterviews. Warum? Weil es meine starke Persönlichkeit, meinen Kampfgeist, Lebensfreude und Lernenthusiasmus zeigt.

Auch habe ich meine weiterhin intensive Beschäftigung mit Ernährung und Sport zum Positiven gewandt. Ich habe recht schnell gemerkt, dass für mich nicht in Frage kommt, zu einer „normalen“ Ernährung zurückzukehren. Ich wusste, dass ich damit nicht glücklich werden kann. Deswegen habe mich im letzten Jahr extrem viel mit dem Thema Ernährung beschäftigt und ernähre mich mittlerweile größtenteils vegan. Aufgrund meines Hintergrundes versuche ich, nicht allzu streng mit mir selber zu sein, aber im Allgemeinen glaube ich an die gesundheitlichen, ökologischen und spirituellen Vorteilen einer veganen Ernährung. Und ja, ich mache jeden Tag Sport. Aber nicht mehr weil ich meinen Körper hasse, sondern weil ich meinen Körper liebe. Ich habe den Spaß am Sport wiedergefunden und habe wahnsinnige Freude daran, neue Sachen auszuprobieren oder gemeinsam mit Freunden sportlich unterwegs sein. Was früher zwanghaft war, ist heute höchste Lebensqualität für mich.

Wer sagt, dass man seine Essstörung heilen muss? Meiner Meinung nach ist zu lernen mit der ES zu arbeiten mindestens genauso gut, und seht welche positiven Dinge daraus resultieren können. Deswegen nun die Frage an euch:

Was wäre, wenn ihr aufhören würdet, dagegen zu kämpfen, und die ES stattdessen mit offenen Armen aufnehmt?