Wie sieht sinnvolle Prävention von Essstörungen für euch aus?

Die Facebook-Freunde von lebenshungrig unter euch wissen wahrscheinlich schon, dass letzte Woche spontan der WDR zum Drehen bei mir war. Anlass des Beitrags war der Anstieg von Kindern und Jugendlichen, die wegen ihrer Essstörungen in Kliniken behandelt wurden. Alleine in NRW ist diese Zahl von 2008 bis 2012 um 25% angestiegen. Und wir alle wissen, dass diejenigen, die sich in einer Klinik aufhalten, „nur“ die Spitze des Eisbergs sind.

Sinnvolle Prävention von Essstörungen

Schon jetzt sind die Klinikplätze für die lebensbedrohlichen Magersuchtsfälle in NRW – und sicher auch in den meisten anderen Bundesländern – knapp. Und auch, wer sich freiwillig für einen Klinikaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik entscheidet, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Es besteht definitiv Handlungsbedarf, denn ich glaube, dass die Zahl der Essgestörten in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. Wie aber kann man versuchen zu vermeiden, dass Mädchen und Frauen – und immer häufiger auch Jungen und Männer – Essstörungen bekommen? Wie sieht sinnvolle Prävention von Essstörungen aus?

Prävention von Essstörungen in der Gesellschaft

Ich bin der Meinung, dass sinnvolle Prävention von Essstörungen schon in der Grundschule stattfinden sollte. Essgestörte haben eine gestörte Beziehung zu sich selbst, sie haben kein Selbstbewusstsein. Und Selbstbewusstsein bzw. Selbstliebe ist für mich der Schlüssel für ein zufriedenes und gesundes Leben. Selbstbewusstsein sollte meiner Ansicht nach – genau wie Mathe, Deutsch und Englisch – ein Hauptfach in der Schule sein. Momentan trägt unser Schulsystem – sicher ungewollt – eher dazu bei, Essstörungen zu fördern. Denn von Beginn an geht es in der Schule hauptsächlich um Leistungen und um das Vergleichen und Konkurrieren mit Mitschülern. Ich bin nicht so naiv und glaube, dass wir eine Gesellschaft schaffen können, in der Leistung und Vergleich keine Rolle mehr spielen. Aber ich denke, dass wir „Oasen“ wie z. B. das Fach Selbstbewusstsein einführen können, die nicht dem klassischen Bewertungssystem unterliegen müssen. Kindern von klein an beizubringen, dass es wichtig ist auf seine Bedürfnisse zu hören – ja dass die eigenen Bedürfnisse in Ordnung sind – ob sie nun erfüllt werden können, oder nicht, wäre für mich die wichtigste Prävention von Essstörungen. Wir können keine „Friede-Freude-Eierkuchen-Welt“ schaffen, aber wir können mehr Bewusstsein vermitteln. Kinder werden heute in einer multimedialen Welt groß, in der sie von allen Seiten mit Ansprüchen befeuert werden, wie sie zu sein haben. Nur um dann festzustellen, dass sie anders – weniger perfekt – sind. Wem es dann an Selbstbewusstsein fehlt, wer dann nicht sagen kann: „Na und?!?“, der ist potentiell gefährdet. Warum nicht Multimedia dazu nutzen, den Kids z. B. zu zeigen, was mit Photoshop alles möglich ist und wie es gezielt eigesetzt wird, um aus der Realität Perfektion zu machen? Das Problem in der Prävention von Essstörungen sehe ich darin, dass sich keiner an z. B. ein Fach „Selbstbewusstein“ herantrauen wird. „Das ganze Schulsystem müsste umgestellt werden, wer soll das unterrichten, wie genau soll es aussehen…?“ Ich höre sie schon, all die Klagen. Und ich befürchte, dass erst dann gehandelt wird, wenn die Folgekosten der Essstörungen – die Klinikaufenthalte, die Therapiekosten und die Frühverrentungen – weitaus höher sein werden, als die Kosten für sinnvolle Prävention von Essstörungen.

Prävention von Essstörungen in der Familie

Kinder machen nicht dass, was wir sagen, sie ahmen nach, was wir tun. Mit anderen Worten: Wenn Mütter ihren Töchtern erzählen, dass mit ihrem Aussehen alles in Ordnung ist, aber ständig über die eigenen fünf Kilo zu viel jammern, ist das keine Prävention von Essstörungen. Wer seine Kinder vor Essstörungen oder generell vor psychosomatischen Erkrankungen schützen möchte, der sollte sich ehrlich mit seinem eigenen Selbstbewusstsein auseinander setzen und sich gut um sich selbst kümmern. Welche Maßnahmen haltet ihr als Prävention von Essstörungen für sinnvoll?