Fünfter Schritt der OA

“Wir gaben Gott uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.”

Nach Schritt vier ist Schritt fünf ein weiterer Schritt der Tat – und sicherlich kein leichter.

Es geht in diesem Schritt darum, die Inventur aus Schritt 4 auszuwerten und zu akzeptieren:

Ja, ich bin neidisch,

ja, ich bin ich-bezogen,

ja, ich lüge manchmal,

ja, ich missbrauche Nahrungsmittel,

ja, ich will von anderen Bestätigung,

ja, ich …. ?

Fünfter Schritt

Hier geht es nicht darum, Dir all Deine negativen Charaktereigenschaften und Verfehlungen vorzuhalten und Dich damit noch mieser zu fühlen.

Nein, es geht darum zu erkennen, WIE Du bist und WARUM Du so bist. Und dann geht es darum, dies zu akzeptieren, Frieden damit zu schließen, “lastenfrei” zu werden. Es geht darum, Dich selbst verstehen zu lernen und zu erkennen, dass Dein Verhalten oftmals Deine Überlebensstrategie ist.

In wie weit Du die Analyse Deiner Inventur mit Gott (wie auch immer Du ihn verstehen magst) und mit einer anderen Person besprichst, ist eine Sache.

Das wichtigste ist die ehrliche Auseinandersetzung mit Dir selbst.

Wir sind den ganzen Tag damit beschäftigt, zu urteilen und zu verurteilen:

“Die ist dicker als ich”, denken wir. Und schon fühlen wir uns überlegen.

“Die ist hübscher als ich”, denken wir. Und schon fühlen wir uns unterlegen.

Es sind diese Glaubenssätze, die wir für wahr halten, die wir uns anschauen müssen.

In wie weit Du die Analyse Deiner Inventur mit Gott (wie auch immer Du ihn verstehen magst) besprichst, liegt an Dir.

Wenn Du aber mit einem anderen Menschen über Deine Inventur etc. reden willst, überlege Dir ganz genau, mit wem Du das machen möchtest.

Das das Teilen seiner “Abgründe” sehr heilsam sein kann, habe ich während meines Klinikaufenthalts mehrmals erfahren dürfen. Besonders ein Ereignis habe ich noch heute klar vor Augen:

Ich arbeitete mitten in einer Gruppe von ca. 30 Personen mit dem Therapeuten an einem bestimmten Thema. Das Thema und auch den Ablauf dieser Arbeit, sogar den Therapeuten habe ich vergessen. Aber ich erinnere mich noch genau an die Abschlussübung und deren Wirkung.

Ich stellte mich in die Mitte, die 30 anderen saßen im Kreis um mich herum. Dann musste ich jedem einzeln und direkt in die Augen schauen und sagen: “Schau’ mal, so bin ich.” Und alle 30 haben zurückgeschaut und genickt.

Äußerlich betrachtet eine simple Sache. Für mich war es ein ganz großes Ding. Denn alle diese Menschen hatten vorher gesehen, wie ich mich seelisch auszog, Dinge tat uns sagte, die mir durchaus peinlich waren.

Alle 30 haben mich wirklich gesehen. Und doch haben sie mich akzeptiert, mich für meine Ehrlichkeit respektiert.

Natürlich hatte ich das Glück, diese Erfahrung in einem geschützten Rahmen machen zu können.

Letztlich geht es darum, ehrlich zu sich selbst zu sein, seine Motive zu kennen.

lebenshungrige Grüße

Simone