Löchrig wie ein schweizer Käse

Es ist keine gute Idee, meinen Tag mit Konsum zu beginnen. Ich meine den Konsum von Medien. Und doch habe ich es heute getan. Denn da war dieses eine Video … aus dem zuerst zwei und dann drei wurden. Nach dem Dritten passierte es. Ich registrierte ein Völlegefühl in meinem Kopf. Da war diese Form von Unwohlsein und Unruhe, die mit körperlicher Schwere und innerem Druck daher kommt.

Also klappte ich mein Notebook zu. Unmittelbar wurde mir bewusst, was da innerhalb kürzester Zeit so alles auf mich herniedergeprasselt war und dass es dadurch eine Menge Gedankensalat in meinem Hirn gab. Nein, nicht das erste Mal, dass ich das registriert habe. Denn deshalb verzichte ich ja auf fast alle (sozialen) Medien.

Mentale Verdauungsprobleme

Vor nicht mal 150 Jahren gab es noch kein Radio, geschweige denn einen Fernseher oder das Internet. Im Vergleich zu heute wurden die Menschen damals mit einem Bruchteil an Informationen konfrontiert. Und 150 Jahre sind quasi nichts in der Evolutionsgeschichte unseres menschlichen Gehirns.

Die meisten von uns sind enorm vollgestopft mit Informationen, von denen ein Großteil auch noch negativ ist. Wie soll es uns damit gut gehen? Unsere Gehirne können all das nicht bewältigen. Wann geben wir uns Zeit, das Konsumierte zu verdauen?

Erfahrungsgemäß sind viele MindMates auf der Suche nach Antworten und Lösungen bei anderen Menschen. Und das ist ja auch bis zu einem gewissen Punkt richtig. Doch dabei ist es enorm wichtig, unseren eigenen “gewissen Punkt” zu (er)kennen.

Denn je mehr wir im Außen auf der Suche sind, desto mehr Baustellen scheint es in unserem ErLeben zu geben. Alle Probleme erscheinen gleich groß und wichtig, und wir wissen nicht mehr, wo wir anfangen sollen. “Was du beschreibst, klingt so, als würden alle und alles an dir zerren und dich fast zerreißen” faste ich kürzlich die Worte einer MindMate zusammen. “Ja, genau so fühle ich mich”, antwortete sie.

Wenn es nicht rund läuft

Während mir all das durch den Kopf ging, habe ich mich auf den Weg zu meiner Yogamatte gemacht. Und schon auf dem Weg dorthin konnte ich wahrnehmen, dass mein Körper ruhiger und meine Gedanken klarer wurden. Das Erfahrungsgedächtnis meines Körpers erinnerte sich. Denn mein (Nerven)System weiß, was es von der Yogamatte zu erwarten hat: Ruhe, Stille, Nichts.

Auf der Matte angekommen, machte ich einige  Asanas. Und dann setzte ich mich hin, bereit für eine Reise nach innen. Nach wenigen tiefen Atemzügen erschien das Bild einer Kugel vor meinem inneren Auge. Eine Kugel, die mein Selbst, meinen Wesenskern, symbolisierte.

Und dann lösten sich Teilchen aus dieser Kugel, verschwanden im Außen und verloren sich dort. Dadurch wurde die Kugel immer löchriger und instabiler. Nach einiger Zeit war es keine Kugel mehr, sondern eine Art unförmiger, löchriger Käse. Dieser Vorgang beschreibt, was passiert, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit so sehr im Außen bin, dass ich mich dort verliere.

Nachdem ich das erkannt hatte, kehrte sich der Vorgang um. Ich nahm mich selbst als das löchrige Etwas wahr, welches all seine verlorenen Teilchen aus dem Außen zurückholen kann. Alles, was ich zu tun hatte, war, mit meiner Aufmerksamkeit bei mir selbst zu bleiben. Dadurch fungierte ich wie ein Magnet. Die Teilchen kamen zurück und aus dem instabilen Ding wurde wieder eine stabile Kugel.

Und jetzt läuft es wieder rund in meinem InnenErLeben.

MindMuse Simone