Steffis Weg raus aus der Essstörung, rein ins Leben Teil 10:
Wie Reisen mich aus meinem „Hamsterrad“ riss
Hier findet ihr die ersten neun Teile von Steffis Geschichte
Vielleicht ist es dem einen oder anderen von euch aufgefallen, aber ihr habt von mir schon länger als gewohnt nichts mehr gehört. Grund dafür ist, dass es mir in den letzten Monaten nicht besonders gut ging und diese Stimmenlage in meinem letzten geplanten Text durchschimmerte. Simone, die mich mittlerweile sehr gut kennt und mich schon seit gut über zwei Jahren auf meinem Weg begleitet, hat aus dem Text direkt herauslesen können, dass ich mit alten « Essstörung – Gedanken » zu kämpfen habe. Auf ihre Bitte, den Text nochmal zu überdenken und eventuell umzuschreiben, fiel mir auf Teufel komm raus nichts ein. Einerseits wusste ich, wo das Problem liegt, anderseits war dies nun mal meine momentan Einstellung und daran lies sich nichts ändern.
Reisen
Nun bin ich von einer 2 ½ – wöchigen Reise mit Freunden nach Asien zurückgekommen und die Welt schaut gleich ganz anders aus. Ich habe während dieser Reise neue Erkenntnisse gezogen und viele Aha – Momente erlebt. Zum Beispiel sehe ich nun ein, wie extrem fokussiert ich während der letzten zwei Monate meines Praktikums auf Sport und Ernährung war. Es war der erste Gedanken am Morgen und der letzte Gedanke bevor dem Schlafen gehen. Ich habe mich zu sehr auf das Eine konzentriert, alles drehte sich nur noch darum und es blieb kein Raum mehr für anderes in meinem Kopf.
Aber mit der Reise waren diese Gedanken auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte Spaß daran neue Kulturen und Traditionionen zu entdecken, mit Freunden Dinge zu unternehmen, einheimische Köstlichkeiten auszuprobieren und neue Leute kennenzulernen. Kein einziges Mal hatte ich das Bedürfnisse nach einer FA und die Tatsache dass ich nicht zu meinem Sport kam bereitete mir auch keine Probleme. Das scheinbar bizarre (aber eigentlich komplett logische) an der Sache ist, dass ich in dieser Phase, obwohl ich mich mental viel weniger darauf konzentriert habe, viele gesunder ernährt habe. Es passierte einfach, ganz von alleine. Ich fühlte mich freier, erlöst von dem ständigen Kampf mit mir selber. Endlich fühlte ich mich wieder wie eine normale junge Frau die einfach nur ihr Leben genießt.
Ich muss wohl noch daran arbeiten, die richtige Balance zwischen zu viel oder zu wenig Fokus auf ein gesundes Leben, zu finden. Wo ist das Limit, ab wann wird auch das wieder zu ungesund? Wann ist zu viel zu viel? Das sind alles noch Dinge an denen ich arbeite, aber ich habe die Zuversicht, dass ich auch das früher oder später noch rauskriegen werde.
Kennt ihr das auch, dass ihr euch manchmal zu sehr auf ein Ding vernarrt und dabei alles andere ausblendet? Fühlt ihr euch deswegen manchmal „von einem Gedanken besessen“ und dreht immer im gleichen Hamsterrad?
Wie Reisen mich aus meinem „Hamsterrad“ riss