„Die Angst, die Bulimie loszulassen!“

mit den folgenden netten Worten ist eine von euch meinem Aufruf gefolgt und hat ihre Geschichte für uns aufgeschrieben:

Liebe Simone,

ich besuche erst seit kurzem seinen Blog, aber er gibt mir momentan sehr viel Kraft und Hoffnung! Danke dafür!

(D)eine Geschichte

Ich lebe nun seit fast 8 Jahren mit einem ständigen Begleiter, der sich Bulimie nennt. Angefangen hat es als ich 16 Jahre alt, ziemlich einsam und unzufrieden mit mir selbst war. Ich sah die Lösung für all meine Probleme im Dünn sein und in der Flucht vor meinem eigenen Leben. Beides ging gründlich schief und meine Probleme konnte ich bis heute nicht abhängen.

Das Reinschlittern 

Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich immer noch geschockt, wie schnell ich in diesen Strudel aus hungern, essen und kotzen hineingeraten bin. Ich wollte doch einfach nur schlank sein und geliebt werden! Am Anfang hat das auch ziemlich gut funktioniert. Ich hatte Kontrolle und Macht über meinen Körper. Nicht er sagte mir, wann ich Hunger habe und essen muss, sondern ich entschied wann ich mir etwas erlauben konnte! Auf diese Weise hatte ich mir schnell 10 Kilo vom Leib gehungert! Dann wurde es schwieriger und mein Körper versuchte wieder die Überhand zu gewinnen! Da kam mir eine scheinbar grandiose Idee. Warum sich so quälen, wenn ich doch einfach essen kann und es danach schnell wieder auf dem gleichen Weg loswerde. So einfach wie ich mir das vorgestellt hatte, war es allerdings nicht und ich musste eine ganze Weile üben, bis ich die richtige Technik drauf hatte.

Die Bulimie gibt viel und nimmt noch viel mehr

Die ganze Zeit über war ich so auf Essen und Nicht-Essen fixiert, dass ich gar nicht bemerkte wie di Bulimie zur Sucht wurde. Plötzlich hatte ich keine Wahl mehr, ich war wie eine Marionette, gelenkt von etwas, dass mir viel gab und noch viel mehr nahm. Die Bulimie!  Sie gab mir nicht nur die Befriedigung essen zu können, was ich will, sondern noch vieles mehr, das mir lange Zeit gar nicht bewusst war. Durch sie konnte ich meine Anspannung loswerden, meine Gefühle betäuben und vergessen! Doch was die Bulimie mir nahm und immer noch nimmt lässt sich damit in keinster Weise aufwiegen. Di Bulimie macht mich stumpf und gleichgültig, sie nimmt mir die Möglichkeit mich mit meinen Gefühlen und Problemen auseinanderzusetzen und die Bulimie macht mich zu einer Lügnerin!

Die Ursachen 

Mittlerweile habe ich 2 Jahre ambulante Therapie und einen Klinikaufenthalt hinter mir und habe mittlerweile zu großen Teilen verstanden, warum ich so bin, wie ich bin und warum ich Bulimie habe. Die Kurzfassung: Ich habe zu Hause nie gelernt mit Problemen und Gefühlen umzugehen oder sie auszusprechen. Meine Mutter hat eine schwere neurologische Erkrankung und mein Vater ist Alkoholiker und dennoch haben es meine Eltern irgendwie geschafft in einer heilen Welt ohne jegliche Probleme zu leben. (Ich hoffe ihr versteht Ironie!) Wutausbrüche gab es viele aber ausdiskutiert oder geklärt wurde nie irgendetwas. Für mich war das also normal. Jeder behält seine Sorgen für sich und dann wird schon alles gut! Doch wohin mit dem ganzen Mist? Meine Lösung war im wahrsten Sinne des Wortes: Auskotzen!

Die Angst, loszulassen: Aufgeben oder Weitermachen?

Zur Zeit bin ich an einem Punkt, an dem ich eigentlich anfangen müsste zu handeln, um meine eingefahrenen Verhaltensweisen ändern zu können, doch ich weiß einfach nicht, wie ich das schaffen soll und habe irgendwie resigniert. Ich habe Angst davor mich mit mir selbst auseinanderzusetzen und meine Bulimie loszulassen, denn ich weiß nicht mehr wie es ist ohne sie zu leben!

Ganz herzlichen Dank für das Teilen dieser Geschichte!

Welche Gemeinsamkeiten hat sie mit deiner Geschichte und wann schickst DU mir DEINE?