Der Tanz zwischen sein und tun
Liebe MindMate, kürzlich habe ich einen Satz von Eckhart Tolle gehört, der in meinem Kopf hängen geblieben ist. Denn er hat mit einer wesentlichen Herausforderung zu tun, die uns alle betrifft. Tolle sagte:
Das Leben ist ein Tanz zwischen SEIN und TUN.
Tanzen heißt für mich Rhythmus, Bewegung, Lebensfreude, Leichtigkeit und Balance. Wenn ich tanze, dann hat mein Körper das Sagen und mein Kopf ist raus. Ich denke nicht über die nächste Bewegung nach. Die Musik kündigt meinem Körper den nächsten Move an. Mein Körper weiß was zu TUN ist, ohne dass es vorher einen Gedanken dazu gab. Und dieses intuitive Abschalten des Kopfs ist pures SEIN.
Und dieses SEIN – bzw. die Balance zwischen SEIN und TUN – ist es, worum es Eckhart Tolle in seiner Aussage ging. Sinngemäß sagte er, dass das bewusste SEIN die Voraussetzung für bewusstes TUN ist. Denn wenn wir das SEIN übergehen, TUN wir zu viel von dem Falschen.
Das SEIN ist der Raum, der wirkungsvolles TUN ermöglicht
Ich versuche mal, meine Interpretation diese Aussage durch eine Metapher zu erklären:
In Kunstausstellungen werden einzelne Bilder oft in großen Räumen mit weißen Wänden präsentiert. Und das erhöht die Wirkung des Bildes. Doch es ist nicht das Bild an sich, das seine Wirkung erhöht, es ist der Raum um das Bild herum. Würde das selbe Bild in einem kleineren Raum zwischen 30 anderen Bildern an einer bunten Wand hängen, hätte es eine viel geringere Wirkung.
Übertragen auf das SEIN und TUN bedeutet das: Das SEIN ist der Raum, von dem die Wirkung des TUNS abhängig ist. Doch übergehen wir das SEIN, zeigt unser vieles TUN nur geringe oder sogar die falsche Wirkung.
Warum? Weil uns ausreichend Raum fehlt. Wir malen quasi hunderte von Bildern und quetschen sie in ein enges, dunkles Loch und wundern uns, dass die Wirkung der einzelnen Werke ausbleibt. Die Lösung liegt auf der Hand: Male langsamer und bewusster. Dadurch malst du automatisch weniger. Und male, weil du gerne malst und nicht, weil du mit deinen Bildern reich und berühmt werden willst.
Dadurch wirst du jedem Bild den Raum geben können den es braucht, um seine Wirkung zu entfalten. Und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du reich und berühmt wirst ;)
Zu viel TUN lässt Probleme entstehen, die keine sind
Wahrscheinlich hat mich Tolles Satz so angesprochen, weil ich während der Tage zuvor zu viel und zu lange im TUN war. Ich habe begeistert begonnen an einem Projekt zu arbeiten. Und anfangs lief alles rund und fühlte sich gut an. Dann kam eine weitere Idee. Dazu tauchten Fragen auf, zu denen mir die Antworten fehlten. Doch anstatt mich an diesem Punkt vom TUN zu entfernen und ins SEIN zu gehen – in dem ich beispielsweise eine längere Pause machte – blieb ich im TUN und suchte verbissen nach Antworten.
Und je mehr ich suchte, desto angespannter und unzufriedener fühlte ich mich. Es wurde schwer. Ich lag abends im Bett und dachte über “das Problem” nach, holte mir mein Notebook und googelte noch mal eben… Nachts schlief ich unruhiger als gewöhnlich. Am nächsten Morgen saß ich vor dem Computer und meine Augen meldeten sich. Es fühlte sich so an als würden sie mir mitteilen: “Uns reicht’s. Wir wollen keinen Bildschirm mehr sehen. Wir brauchen Weitblick.”
Augenblicklich registrierte ich die Anspannung und Schwere in meinem Körper. Und mir wurde mein Tunnelblick bewusst. Mit einem Seufzer der Erleichterung verlies ich meinen Arbeitsplatz und verordnete mir einen Spaziergang. Unterwegs setzte ich mich auf eine Bank und blickte in die weite Ferne. Wieder zu Hause angekommen erledigte ich diverse Hausarbeiten. Nachmittags saß ich zwar wieder am Schreibtisch, aber ich beschäftigte mich nicht mit “dem Problem”.
Und am Tag darauf konnte ich klar erkennen, dass ich mit meinem TUN in eine Richtung gegangen war, in die ich gar nicht gehen will. Als die zweite Idee in meinen Kopf kam, gab ich mir weder die Zeit noch die Ruhe um zu entscheiden, ob ich überhaupt an der Umsetzung arbeiten will. Erst durch den Abstand konnte ich erkennen, dass das nicht der Fall ist.
Anders gesagt: Ich habe Stunden damit verbracht nach der Lösung für ein Problem zu suchen, das ich gar nicht habe.
Genau das kenne ich aus den Telefon-Mentorings. Bei vielen MindMates besteht ihr komplettes ErLeben quasi aus einer Aneinanderreihung sogenannter Probleme für die sie glauben, erst Lösungen finden zu müssen damit alles gut sein kann. Doch 9 von 10 dieser Probleme wären gar nicht vorhanden, wenn sie sich mehr auf das SEIN fokussieren könnten.
Wie “mehr SEIN” funktionieren kann
Vielleicht fragst du dich gerade, wie genau das denn gehen kann. Denn das trickreiche daran ist ja, dass wir im SEINS-Zustand trotzdem etwas TUN. Wenn ich tanze, bewege ich mich zur Musik. Doch eine Handlung im SEINS-Zustand ist keine kopfgesteuerte, zielgerichtete Aktion, mit der ich irgendetwas erreichen will. Sie ist eine intuitive Handlung, bei der es um den Genuss des TUNS im hier und jetzt geht. Unser Körper ist es also, der uns den Zugang zum SEIN ermöglicht. Denn im Gegensatz zu unserem Kopf, der sich sehr häufig in der Vergangenheit oder Zukunft aufhält, ist unser Körper immer in der Gegenwart.
Und wenn wir uns mit Hilfe unseren Körpers – beispielsweise durch Atemübungen, Tanzen, Wandern, Meditation, etc. – mehr in den SEINS-Zustand begeben, können unsere kopfgesteuerten, zielgerichteten Aktionen hilfreicher werden. Denn nur so sind wir überhaupt in der Lage Ziele zu definieren, die in die richtige Richtung gehen.
Voraussetzung hierfür ist aber, beispielsweise das Tanzen wirklich in den Vordergrund zu stellen. Denn wenn so ein Gedanke wie: “Naja, dann tanze ich halt mal, dann kann mich danach effizienter um das Problem kümmern” auftaucht, ist der Kopf schon wieder stark involviert und es geht mehr um das TUN als um das SEIN. Denn dann hast du eine Erwartungshaltung an das Tanzen. Entdeckst du dieses Verhalten bei dir, dann lächle dich innerlich nett an und sage dir: “Prima, dass du diese Falle deines Minds entdeckt hast!” Und dann tanze.
Mind your being.
MindMuse Simone
P.S.: Hier findest du drei Bücher von Eckhart Tolle, in die ich immer wieder reinschaue: “JETZT – die Kraft der Gegenwart“, “Stille spricht” und “Eine neue Erde – Bewusstseinssprung statt Selbstzerstörung“. (Werbung)